Taiji - Tai Chi - Taijiquan
Taiji Chuan hat durch die meditativen Aspekte eine entschleunigende und dadurch eine entspannende
Wirkung auf Körper, Geist und Seele.
Es ist ein ganzheitliches Übungskonzept, das richtig ausgeführt, Sehnen, Muskeln, Gelenke und Faszien kräftigt und geschmeidig werden
lässt.
Die Bewegungen werden in einer festgelegten Reihenfolge, der so genannten Form, gelernt.
Es wird die lange Form, 108 Bilder, nach Yang Chengfu unterrichtet, die aus drei Teilen besteht. Ergänzend - der 1. Teil steht für die Erde, der 2. Teil für den Himmel und der 3. Teil für den Menschen zwischen den beiden Polen.
In den Anfängerkursen wird der 1. Teil gelehrt.
Für die gesamte Form benötigt man ca. 1,5 Jahre.
Ab einer gewissen Entwicklungstiefe werden die vielfach, verborgene Selbstverteidigungstechniken
klarer.
Prinzipien
Das Hauptprinzip des Taijiquan ist die Weichheit – der Übende soll sich natürlich, entspannt, locker und fließend bewegen.
Beim Üben des Taijiquan gibt es keine Kraft-, Schnelligkeits- oder Abhärtungsübungen, wie die in vielen Kampfsportarten üblichen Bruchtests.
Im Gegenteil wird verlangt, dass die Bewegungen möglichst mit einem Minimum an Kraft ausgeführt werden. Anders als bei vielen Kampfkünsten wird das Taijiquan meistens langsam geübt, um die Techniken möglichst korrekt auszuführen.
Einige Taijiquan-Stile oder -formen werden schneller geübt (speziell Waffenformen), beziehungsweise es kommen einzelne sehr schnelle und explosive Bewegungen vor.
Im Kampf versucht der Taijiquan-Kämpfer, am Gegner zu kleben, also immer im Kontakt mit dem Gegner zu bleiben. Anstatt auf bestimmte Angriffe des Gegners mit bestimmten Kontertechniken zu reagieren, soll der Körper spontan und natürlich reagieren und den Angriffen keinen Widerstand entgegensetzen, sondern stattdessen die Kraft des Gegners ausnutzen und gegen ihn selbst wenden.
Körperspannung, Atmung und Aufmerksamkeit
Beim Üben soll der Körper „entspannt“ sein. Das bedeutet nicht, dass alle Muskeln im Körper schlaff sind (wie etwa im REM-Schlaf), sondern dass nur die für eine bestimmte Bewegung oder Haltung wirklich benötigten Muskeln angespannt werden und die übrigen Muskeln in Ruhestellung (Ruhetonus) sind. Es geht dabei um die Ausprägung der sogenannten Jin-Kraft (chinesisch 勁力 / 劲力, Pinyin jìnlì ‚Explosivkraft‘), gerichtete Bewegungen, die im Körper gesamtkoordiniert werden und keinen hemmenden Spannungen unterliegen.
Der Atem soll tief sein und locker und natürlich fließen. Durch die angestrebte Bauchatmung ist die Atemfrequenz deutlich niedriger, als in der normalerweise verwendeten Brustatmung. Während Anfänger meistens erst lernen müssen, den Atem frei fließen zu lassen oder ihn an die Bewegungen anzupassen, passt sich der Atemrhythmus bei Fortgeschrittenen natürlicherweise an die Bewegung an. Allerdings gehen verschiedene Taijiquan-Stile mit dem Atem unterschiedlich um, so dass hier keine verallgemeinernden Aussagen zu treffen sind.
Die Bewegungen im Taijiquan sollen bewusst und aufmerksam ausgeführt werden. Dabei wird jedoch nicht eine ausschließliche Konzentration auf die Vorgänge im Körper des Übenden gefordert, sondern sie soll sich gleichmäßig zwischen der Wahrnehmung der eigenen Bewegungen und der Umwelt aufteilen.